
Alterskennzeichen - Wer entscheidet, was du spielen darfst?
Bei der Gamescom 2021 werden sie dir wieder begegnen: Alterskennzeichen in Form von roten, blauen, grünen, gelben und weißen Quadraten. Sie geben an, ab welchem Alter ein Computer- oder Konsolenspiel aus der Sicht des Jugendschutzes unbedenklich ist. Dass es diese Regelung gibt, liegt am Jugendschutzgesetz. Die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) ist dafür verantwortlich sie bei Spielen umzusetzen.
Woher kommen Alterskennzeichen auf Trägermedien?
Alle Computer- und Konsolenspiele, die in Deutschland auf CD, DVD oder anderen sogenannten Trägermedien frei im Handel verkauft werden, müssen ein Alterskennzeichen haben. Welches Kennzeichen ein Spiel bekommt, entscheidet ein von der USK beauftragtes Prüfgremium. Professionelle Spielesichter:innen zocken die Games einmal komplett durch und präsentieren sie einer Gruppe von Expert:innen.
Die Spieleentwickler:innen haben die Möglichkeit, einen Antrag zu stellen, ab welchem Alter ihr Spiel freigegeben werden soll. Dieser Antrag wird vom Prüfgremium diskutiert und im einfachsten Fall angenommen. Die Altersfreigabe kann auch höher oder niedriger ausfallen. Manche Spiele sind beispielsweise so brutal, dass die USK nach Prüfung eine Freigabe verweigert. Sind die Entwickler:innen damit nicht zufrieden, haben sie die Möglichkeit Einspruch einzulegen oder ihr Spiel zu überarbeiten. Dann wird das Spiel erneut geprüft. Hat sich das Prüfgremium auf ein Freigabealter geeinigt, vergibt die USK das Kennzeichen und das Spiel kann im Laden verkauft werden.
Dass die USK ein Spiel selbst schneidet oder zensiert, ist übrigens ein weit verbreitetes Gerücht und stimmt nicht.
Welche Kennzeichen gibt es?

Die USK vergibt fünf Kennzeichen. Die Kennzeichen haben die gleichen Farben und Altersstufen, die bei Filmen verwendet werden. Für Filme ist aber die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) zuständig.
Und was ist mit Apps?
Apps und Spiele, die nur online verkauft werden, haben nicht immer ein Kennzeichen. Eine einheitliche Kennzeichnung wie bei den Trägermedien gab es hier nicht. Das liegt vor allem daran, dass es dazu bisher keine gesetzliche Verpflichtung gab. Einige Stores machen bei IARC (International Age Rating Coalition) mit. Hier müssen die Entwickler:innen einen Fragebogen ausfüllen um ein Kennzeichen zu erhalten. Dieses wird auf Grundlage der USK-Kriterien erstellt. Deshalb haben z. B. Spiele im Google Play Store auch ein USK-Kennzeichen. Andere Stores verwenden gar kein Kennzeichen oder eines auf Grundlage anderer Kriterien. Das kann ziemlich verwirrend sein.
Risiken, die z. B. aus Kommunikationsfunktionen oder In-App-Käufen entstehen, fließen bisher nicht ins Kennzeichen ein.
Das Gute: Das neue Jugendschutzgesetz will dieses ändern und vereinheitlicht die Kennzeichnung. Darüber hinaus werden mehr Risiken berücksichtigt.
Nach welchen Kriterien wird bewertet?
Für die Bewertung von Spielen gibt es viele verschiedene Kriterien, die zum Teil voneinander abhängig sind. Es wird z. B. darauf geachtet, ob Inhalte wie Gewalt, Drogen, Sexualität, Diskriminierung oder vulgäre Sprache im Spiel vorkommen und wie häufig. Außerdem wird die Atmosphäre berücksichtigt und wie realistisch Grafik und Sounds sind oder wie ähnlich die Spielfiguren Menschen sind. GTA 5 hat z. B. “USK 18” erhalten, weil u. a. viele der oben genannten Themen vorkommen und realitätsnah dargestellt werden. Aber Gewalt ist nicht gleich Gewalt. Fortnite Battle Royale hat eine USK 12 Freigabe, obwohl Gewalt vorkommt. In diesem Fall ist die Atmosphäre aber alles andere als düster, die Waffen sind verfremdet und keine Verletzungen zu sehen. Bei der Bewertung von Spielen, die auch für jüngere Kinder gemacht sind, können weitere Faktoren wie Stress oder Überforderung wichtige Punkte sein.
Eine genaue Übersicht über die Kriterien findest du in der Broschüre der USK “Kinder und Jugendliche schützen”.
Muss ich mich an die Alterskennzeichen halten?

Bei den Alterskennzeichen geht es nicht darum, jemandem ein Spiel zu verbieten. Ziel ist es, dass ein Spiel nur von Personen gespielt wird, die damit gut umgehen und die Inhalte verarbeiten können. Niemand soll verstört werden, Angst oder Albträume bekommen.
Alle Händler:innen müssen sich daher an die entsprechenden Altersfreigabe auf Spielen halten und dürfen sie nicht an jüngere Personen verkaufen. Wenn du ein Spiel kaufen möchtest, dann sprich am besten vorher mit Deinen Eltern. Gemeinsam könnt ihr herausfinden, welche Spiele Dir gut tuen - die Alterskennzeichen helfen euch dabei.
Selbst auf der Gamescom wird kontrolliert, dass alle Spieler:innen alt genug sind, um die präsentierten Spiele zu spielen.
Wenn Du dir selbst einen Eindruck verschaffen willst, wie die USK Spiele bewertet, hast du auf der Gamescom die Chance. Am Tag der offenen Tür kannst du im Livestream den USK Spielesichter:innen über die Schultern schauen und Fragen stellen.